Vom Flughafen Fortaleza ging es in einem klimatisierten Reisebus
gemächlich an der grünen Nord-Ostküste entlang in Richtung
unseres Ziels. Voller gespannter Erwartung waren wir- hatten wir
uns diesen Ort doch im Internet gesucht um nicht in einer der
Hotelburgen zu landen.
„Ökologisch“, und „alternativer Tourismus“
waren die Stichworte, die uns interessiert hatten. Im Bus erkundigten wir
uns danach, wo wir aussteigen mussten und als wir kurz vor der
Haltestelle waren erklärten uns mindestens 5 freundliche
Mitreisende sowie der Busfahrer, dass wir jetzt angekommen seien. Eine
Taverne an der Schnellstraße (und sonst weit und breit nix) war der
Haltepunkt.
Von dort aus waren es laut Karte noch 6 km nach
Prainha do Canto Verde, also erst mal Kaffee trinken! Mit unseren
rudimentären Portugiesisch-Kenntnissen fragten wir die nette
Besitzerin, wie wir jetzt dort hinkämen, denn unsere Kontaktperson
hatte das Handy ausgeschaltet. Nun ja, irgendwie verstanden wir
nur, dass es weder Bus noch Taxi gäbe... Auf der Hauptstraße war
zwar reger Verkehr, aber sonst nirgends ein Fahrzeug in Sicht, vor
allem nicht auf der gegenüberliegenden Straßeneinfahrt zum Dorf.
Tja, erst mal noch einen Kaffee, wird sich schon alles regeln (wie
unsere bisherigen Brasilien-Erfahrungen zeigten).
Als wir langsam
nervös wurden, weil es bald Abend würde (und in Brasilien wird es
schnell und richtig dunkel) erhob sich der junge Mann plötzlich, der
die ganze Zeit in der Hängematte gelümmelt hatte (und auf unsere
Kommunikationsversuche wenig reagiert hatte) und machte
deutlich, dass er uns jetzt fahren würde. Sprach´s und holte seinen
Buggy aus dem Schuppen. Mit unseren 24 Gepäckstücken wurden
wir dann in zwei Fuhren transportiert durch eine herrliche
Dünenlandschaft mit Palmen und dazwischen überall schimmerndes
Wasser, auf der Straße außer uns unterwegs nur ein einsamer Esel.
Dann die ersten weißen Häuschen, eine Kirche, eine Schule ,
dazwischen nur weißer Sand - und der Blick auf´s Meer.
Schließlich im Ort abgeladen und erst mal
warten, bis unser Senor Schärer gefunden wird. Nach freudiger Begrüßung dann: “Oh, hattet
ihr euch für heute angemeldet? Im Moment haben wir alles voll wegen eines Seminars,das ist
aber kein Problem, dann schlaft ihr eben die erste Nacht bei mir!“ Es fand sich dann
mit Hilfe von freundlichen Einheimischen noch ein anderes Domizil und nachdem die
Hängematten aufgespannt waren hielten wir erst mal Siesta im warmen Abendwind.
Schon fühlten wir uns heimisch, aufgenommen in dieser kleinen Dorfgemeinschaft
mit ihren hilfsbereiten Leuten, die uns willkommen geheißen hatten.
Nach einem Abendessen im einfachen Restaurant (keine Speisekarte - es gab neben
dem obligatorischen Reis und Bohnen leckeren Fisch, der noch morgens seine Bahnen
geschwommen hatte ) zog es uns ans Meer. Über uns ein sternenübersäter Nachthimmel,
das Rauschen der Wellen, heller Strand im Mondschein, immer noch fast 30 ° in warmer
Abendbrise. In den Sand gelegt und Sterne gucken - puh, was für ein Glücksgefühl!
Am nächsten Morgen ein Frühstück mit herrlichem Obst (den Geschmack von reifer,
frischer Annanas, Mango oder Papaya muß man erleben!) und die ersten Informationen
von unserem Ansprechpartner, dem Schweizer Rene Schärer. Wir erfahren, dass er seit
11 Jahren dort lebt und mit finanzieller Unterstützung einiger internationaler
Institute hier seinen Lebenstraum verwirklicht. Als Projektleiter organisiert er
hier u.a. Maßnahmen, die den Fischern ermöglichen, von ihrer traditionellen Fangweise
zu leben; den Aufbau des Bildungs- und Gesundheitssystems und die Entwicklung von
„sozialverträglichem Tourismus“. Alle Projekte werden mit den Dorfbewohnern gemeinsam
erarbeitet und haben zum Ziel, die Dorfgemeinschaft unabhängiger von den großen
Landbesitzern und politischer Fehlplanung zu machen. Alle Einnahmen gehen unmittelbar
an die Einheimischen, ein kleiner Anteil an die Kooperative. |
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